Tim O’Reilly hat im Jahre 2005 in seinen Beitrag die wesentlichen Bausteine beschrieben.
Wir betrachten heute mehr die inhaltliche Seite des Web 2.0 und weniger die technische (im Focus steht SocialNetwork) und seine Nutzung durch Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie Handwerkskammern (HWK).
Eine neue Untersuchung besagt: „B2B Entscheider verbringen zwei Stunden ihrer täglichen Arbeitszeit im Web.“
Immer intensiver sehen wir uns vor die Frage gestellt: „Warum sollten IHK und HWK (aber auch NGOs, Bildungseinrichtungen, Wissenschaft&Forschung, Verbände und Vereine, Behörden&Verwaltungen (-> erstaunlich: Behörden sind schon enorm voran geschritten, da können sich die Kammern eine Scheibe abschneiden …) den Schritt vom Web 1.0 zu Web 2.0 wagen? Welchen Nutzen können sie durch aktive Teilnahme am Web2.0-Prozess ihren Mitgliedern stiften?“ Antworten dazu findet man in einer Studie bei Geschäftsführer mittelgroßer Unternehmen: „..28% der Entscheider nutzen regelmäßig aktiv den Dialog in Internetforen für den Austausch mit Fachexperten und …40% der B2B Entscheider nutzen regelmäßig Internet-Foren für berufliche Zwecke.“
Oder andersherum: „Was hält sie von einer Beteiligung ab? Was lässt sie zögern? Warum haben sie keinen Mut? An welchen Themen, Schwierigkeiten, Hemmnissen oder Einflussnahmen scheitern offenkundlich in die Zukunft weisende, sinnvolle und hilfreiche Entwicklungen? Handeln sie gar gegen die Bedürfnisse ihrer Mitglieder? Wann machen Sie den Schritt von Web 1.0 zu Web 2.0? Wird Social Media etwa als Modeerscheinung bewertet?“
Denn „…85% aller Befragten haben bereits einen späteren Lieferanten über das Internet gefunden.“ Der Einsatz von Web-2.0-Tools in Unternehmen entwickelt sich dynamisch. Etwas mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen setzt schon heute Blogs, Wikis oder soziale Netzwerke ein und mehr als 80 Prozent der Unternehmen meinen, Web-2.0-Technologien werden weiter an Bedeutung gewinnen. Für Anbieter von kundenspezifizierten Social-Software-Anwendungen sowie für die Intermediäre und Plattformbetreiber eröffnet sich also ein schnell wachsender Markt mit großem Geschäftspotenzial.“ Ist Social Media – wie Fachleute behaupten – sogar der größte Umbruch seit der Industrialisierung?
In seinem Blog-Beitrag schreibt Matthias Schwenk: „Tatsächlich müsste sich … jedes Unternehmen, aber auch jeder Verband und jede (Industrie- und Handels-) Kammer als Netzwerk sehen, das sich über das Internet optimal mit einer Software für Social Networks abbilden und organisieren lässt. Die Effizienz- und Transparenzgewinne wären enorm, denkt man allein an die Kommunikation, die heute noch überwiegend top down verläuft und relativ massenmedial (Serienbriefe, Rund-Mails, Newsletter, Mitgliederzeitschriften…) geprägt ist. Welch ein Anachronismus!“
Tatsächlich wird in Deutschland und weltweit nicht mehr getrommelt, um (Unternehmens-)Nachrichten zu verbreiten. Das Web entwickelt sich in rasantem Tempo – vom Einbahnstrassen-Web zum Mitmach-Web – zum interaktivenWeb – zum Web, das durch die User gestaltet wird. Man orientiert sich an der „Nutzbarmachung der kollektiven Intelligenz„, wie es die Protagonisten beschreiben würden. Angesagt ist, Wissen bereit zu stellen und zu teilen. Die Kammern müssten ein hohes Interesse daran haben, ihren Mitglieder Wissen zugänglich zu machen, Wissen zu vermitteln, bei fehlendem Know-how zu helfen, Unternehmer zusammen zu bringen, Anbahnungen von Geschäften zu erleichtern.
Das ist eine ihrer Hauptaufgaben. Ja, sie machen das immer schon: In Seminare, Vorträgen, Veranstaltungen, Weiterbildungen etc. – sicher mehr als 500.000 Mal im Jahr. Aber sie nutzen die neuen und wichtigen Online-Kanäle bis heute nicht. SocialNetworking findet man im Web-Auftritt der Kammern nicht – offiziell heisst es meistens dazu: Wir dürfen Privat-Unternehmen keine Konkurrenz machen (obwohl sich das als Schein-Argument entpuppt, wenn man sich andere Angebote anschaut). Hinter der Hand allerdings werden eher personelle Widerstände dafür ins Feld geführt. Außerdem fürchten einige Kammern scheinbar die Offenheit der User in solchen Netzwerken.
Einen Vorschlag, wie IHK 2.0 aussehen könnte, habe ich in meinem Blog-Beitrag „IHK und HWK 2.0….“ gemacht (Mit einer IHK habe ich eine Muster-Network-Plattform für IHK-Mitglieder entwickelt, die unter www.WEPS.AG -> Klick die AACHEN- Community – zu erreichen ist). Da Handwerker einige andere Anforderungen und Wünsche haben, sieht mein 4-Säulen-Modell für die HWKs anders aus.
Warum werden nicht alle Wege genutzt, Prozesse, Wissen, Menschen zu begleiten? Warum werden ihnen nicht die Werkzeuge (bspw. SocialNetwork-Software) zur Verfügung gestellt, werden die Prozesse nicht mit IHK-Wissen und -Erfahrung moderiert, um die Unternehmer zu motivieren sich einzubringen, ebenfalls neue Wege zu gehen – schnellere, kürzere, preiswertere? So wie es der gesetzliche Auftrag der Kammern vorschreibt? In „Digitale Wege zu neuen Märkten“ des Landes BadenWürttemberg heißt es dazu: „… Der gestaltende Einfluss von Web-2.0-Anwendungen beschränkt sich nicht auf die Ein- und Verkaufsbeziehung. Neben Marketing und Service kann vor allem die stark kundenorientierte Weiterentwicklung wissensabhängige, kundenorientierte Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen vom Social-Software-Einsatz profitieren. Das Web 2.0 bietet viele Möglichkeiten, gewünschte Produktmerkmale zu ermitteln, Verbraucher in den Prozess der Leistungserstellung zu integrieren und so innovative, bedarfsspezifische Angebote zu entwickeln. Der Kunde verlässt die Rolle des reinen Konsumenten und wirkt an der Wertschöpfung mit…“
Sie könnten auch mehr als „nur“ eine Plattform zum Kennenlernen anbieten (um nicht in Konkurrenz mit existierenden, am freien Markt tätigen Unternehmen zu kommen). Sie könnten sich dem neuen, zukunftsweisenden und spannenden Thema „Management-Plattform“ nähern, um vor allen Dingen den Gründern und kleinen, den betriebswirtschaftlich nicht mit Manpower ausgestatteten Unternehmen eine Arbeitshilfe anzubieten. Dort könnten diese ein effizientes Arbeitsumfeld von wichtigen betriebswirtschaftlichen, marketingrelevanten und organisatorischen Tools für den täglichen Gebrauch nutzen – auf einer Plattform-Ebene und ohne Insellösungen (die den Nachteil in sich bergen, dauernd Eingaben, die schon irgendwo erfasst sind, erneut eingeben zu müssen). Damit könnte die IHK eine Lücke schließen und die betriebswirtschaftlich unerfahrenen Unternehmern sowie Firmen ohne ausreichender personeller Ausstattung mit nützlichen Werkzeugen ausstatten, um am Markt besser zu bestehen.
Doch auch beim Thema „Empfehlungs-Marketing“ werden die Kammern nicht hellhörig. Zahlreiche Studien beweisen die hochgradige Wirkung von Empfehlungen durch Freunde, Bekannte und Menschen, denen man vertraut und eher und mehr vertraut als der Werbung. Bewertungs- und Kommentierungs-Plattformen arbeiten seit Jahren erfolgreich – nichts wirkt besser als Empfehlungs-Marketing. Doch auch dieser Aspekt entlockt den Verantwortlichen kein „das sollten wir unbedingt unseren Mitgliedern ermöglichen“. Verschlafen die Kammern neue Entwicklungen? Ist es Ignoranz? Eine Fehleinschätzung? Arbeits-Überlastung? Fehlender Mut? Fehlende Manpower oder sind es die Finanzen? Sind es die „alten Männer“ an der Spitze der Kammern, die auch in anderen Organisationen nicht die Zeichen verstehen wollen? Oft hat man in der „2.Reihe“ viel mehr Verständnis und Offenheit gegenüber Tranzparenz, Dialog, Authentizität und Partizipation, die in der Spitze nicht gefördert sondern behindert werden.
Ist es der fehlende Glaube an den Erfolg beim WEB2.0-Einsatz (Ch. Henner-Fehr blogt: „…Gelingt mir das (mit den verschiedenen Interessensgruppen einen Dialog zu führen), kann man eigentlich schon von einem erfolgreichen Social Media-Einsatz sprechen…“)?
Oder die mangelnde Fähigkeit, transparente Organisationen und Prozesse zu schaffen und zu unterstützen? Henner-Fehr blogt dazu weiter: „… Ich denke, die Behauptung, eine Organisation muss die Werte Transparenz, Vertrauen, etc. leben, damit sie auch über die Social Media-Kanäle authentisch rüberkommt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen..“). Und man kann ihm nur zustimmen, wenn er sagt:“Build your network before you need it!“
Ganz genau ist es nicht immer auszutarieren, was die Kammern zurück schrecken lässt, um in alten Strickmustern weiter zu arbeiten. Jede hat sicher seine eigene Begründung – oder „Ausrede“. Auf der anderen Seite sind allerdings auch die Mitglieder der Kammern zu nachlässig und wenig fordernd, denn sie hätten die Macht, ihre Standesvertreter in der Vollversammlung auf diesen Mißstand aufmerksam zu machen. Sie könnten dafür sorgen, dass die Kammern SocialNetworks und andere Web2.0-Tools anbieten, um die Meinungsverbreitung der User zu unterstützen und eine schnellere Kommunikation zu etablieren. Aber durch fehlendes Bewußtsein ist auch von dieser Seite wenig Ansporn und Innovation zu erwarten.
Dem Fazit der Fachleute für Web 2.0 wird man sich deshalb so schnell nicht anschließen: Netzwerk-Effekte durch Nutzerbeteiligung sind der Schlüssel zur Marktdominanz in der Web 2.0 Ära – national und international. In einem ganz aktuellen FAZ-Beitrag wurden die Nutzungshäufigkeit der Unternehmer (selbst) bei Investitionsentscheidung abgefragt und sogar eingefleischte Web2.0-Vertreter kamen zu der Feststellung „überraschend oft“ (Twitter-Beitrag).
Will man sich heute dem Web2.0 entziehen, dann zeigen Beispiele wie JAKO, dass es sehr negativ sein kann, sich im Netz nicht „zu zeigen“, nicht daran teilzunehmen oder die Regeln des Web 2.0 nicht zu beachten. Negative Schlagzeilen, die sich in rasantem Tempo über Twitter, Mails, Bewertungs-Plattformen verbreiten, können selbst stabile PR-Arbeit mit einem Schlag ad absurdum führen.
Wie Web 2.0 alle Lebensbereiche verändert – googeln Sie einmal (Beispiel: „wie Web 2.0 verändert 2009“) und Sie erhalten 2,9 Mill. Einträge. Es gibt wohl keinen Bereich, auf den Web 2.0 keinen Einfluss ausübt: Und da wollen sich Institutionen wie die Kammern dieser Entwicklung entziehen? Die Entscheidung noch hinauszögern? Sonderbar! Ich will den Kammern Mut machen, ihre Arbeitsintensität vom heutigen Einbahnstraßen-Web (top down) mehr in Web 2.0-Aktivitäten zu verlagern. Sie sollten in die Rolle der Moderatoren und Know-how-Transformatoren schlüpfen und das Wissen ihrer Mitglieder mit einfließen lassen. „Wissen teilen“ ist die Devise. Kammern erreichen über das Internet bedeutend mehr Mitglieder und umgekehrt. Die Zeit ist reif!
Noch gibt es keine Networking-Plattform einer Kammer – schade oder typisch? Was meinen Sie?
Und so könnte eine eigene IHK-Mitglieder-Plattform inhaltlich aussehen:
NEU: „Aachen: IHK 2.0 – Vision wird (nicht) Realität“
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